Boulder-Schwierigkeitsgrade
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Wie schwer ist schwer? Beim Bouldern geht's nicht nur um Kraft, sondern auch um Technik, Köpfchen und manchmal einfach darum, eine SchlĂŒsselstelle zu meistern. Aber woher weiss man eigentlich, wie schwierig ein Boulder ist? Und warum fĂŒhlt sich ein 6a in der Halle ganz anders an als draussen am Fels? Hier bekommst du einen umfassenden Überblick über die gĂ€ngigsten Schwierigkeitsgrade beim Bouldern und wie du sie richtig einordnest.

Was macht einen Boulder schwer?

Die Schwierigkeit eines Boulders ergibt sich aus einer Mischung von verschiedenen Faktoren:

  • Körperkraft und Körperspannung

  • Technische Anforderungen (z. B. Sprünge, Platten, Leisten, Volumen)

  • Koordination und Bewegungsablauf

  • Mentale Herausforderung (z. B. Höhe des ersten Griffs oder eine komplexe Lösung)

  • Aussenbedingungen wie Felsbeschaffenheit, Temperatur oder LichtverhĂ€ltnisse

Beim Bouldern werden keine Kletterseile  verwendet – der Weg nach unten bedeutet also fast immer einen Absprung oder Sturz auf ein Crashpad, evtl. kannst du auch abklettern. Umso wichtiger ist es, die Schwierigkeitsgrade richtig einzuschĂ€tzen.

Unterscheiden sich die Schwierigkeitsgrade beim Bouldern und Klettern?

Ja – und zwar deutlich. Auch wenn manche Bewertungssysteme Ă€hnlich aussehen (z. B. die französische Skala beim Sportklettern und die Fontainebleau-Skala beim Bouldern), beschreiben sie völlig unterschiedliche Anforderungen:

  • Beim Bouldern geht es um kurze, explosive Bewegungsfolgen mit maximaler IntensitĂ€t. Kraft, Technik und Dynamik stehen im Vordergrund.

  • Beim Sportklettern musst du ĂŒber lĂ€ngere Strecken am Seil klettern – hier zĂ€hlen vor allem Ausdauer, Taktik und mentale StĂ€rke ĂŒber viele ZĂŒge hinweg.

Eine 7a beim Klettern  ist also nicht direkt vergleichbar mit einer 7a beim Bouldern. Die Zahlen sagen in beiden Disziplinen etwas ĂŒber den Schwierigkeitsgrad aus – aber unter völlig unterschiedlichen Voraussetzungen.

Wenn du mehr ĂŒber Schwierigkeitsskalen beim Klettern wissen willst, haben wir die wichtigsten Infos fĂŒr dich aufbereitet.


Übliche Boulderskalen

Wenn du anfĂ€ngst, regelmĂ€ssig zu Bouldern, wirst du schnell mit unterschiedlichen Bewertungssystemen konfrontiert – je nachdem, ob du in einer europĂ€ischen Halle, draussen am Fels oder in Übersee unterwegs bist. Zwei Skalen haben sich weltweit etabliert: die Fontainebleau-Skala und die V-Skala. Beide haben ihre Eigenheiten, doch das Ziel ist immer dasselbe: den Schwierigkeitsgrad eines Boulders möglichst realistisch einzuordnen.

Die Fontainebleau-Skala: Der europÀische Standard

Die Fontainebleau-Skala (Fb) ist das bekannteste Bewertungssystem in Europa. Sie wurde im gleichnamigen Bouldergebiet in Frankreich entwickelt und gilt heute als internationaler Standard fĂŒr die Bewertung von Boulderproblemen an natĂŒrlichen Felsen – wird aber auch in vielen Hallen verwendet. Sie reicht von 1 (sehr leicht) bis 9a (extrem schwer).

Ab 6a spricht man von fortgeschrittenem Bouldern – hier sind einiges an Technik und Kraft gefragt. Die Schwierigkeit wird dabei mit Buchstaben und optional einem "+" prĂ€zisiert:

Fb-Grad

Beschreibung

3-4

Sehr leicht bis leicht

5a-5c

Einfach bis moderat

6a-6c+

FĂŒr Fortgeschrittene

7a-7c+

Anspruchsvoll

8a-9a

Profibereich

Ein 7a+ ist also schwerer als ein 7a, aber leichter als ein 7b. Was einfach klingt, fĂŒhlt sich je nach Boulderstil ganz unterschiedlich an.

Die V-Skala: Das amerikanische System

In Nordamerika ist die sogenannte V-Skala verbreitet – benannt nach dem Boulderer "Vermin" (John Sherman). Sie startet bei V0 und geht aktuell bis V17.

Im Gegensatz zur Fb-Skala gibt es hier keine Buchstaben oder +-ZusÀtze:

V-Grad

Beschreibung

V0

Einfach

V3

Fortgeschritten

V6

Sehr anspruchsvoll

V10

Profi

V17

Weltspitze

Umrechnungstabelle: Fontainebleau vs. V-Skala

Wenn du sowohl in Europa als auch in Nordamerika boulderst – oder einfach neugierig bist, wie sich die Systeme vergleichen lassen –, kann eine Umrechnungstabelle hilfreich sein. Sie gibt dir eine grobe Orientierung, welchen V-Grad du anpeilen kannst, wenn du einen bestimmten Fb-Grad gewohnt bist (oder umgekehrt).

Fb-Grad

V-Grad

Beschreibung

4

V0

AnfÀnger

5a

V1

Leicht

6a

V3

Fortgeschritten

6c+

V5

Anspruchsvoll

7b

V8

Sehr schwer

8a

V11

Profi-Level

9a

V17

Absolute Weltklasse

Diese Tabelle hilft dir beim EinschĂ€tzen – sie ist aber keine exakte Wissenschaft.

Der Stil macht den Unterschied: Traverse, Highball und Co.

Bouldern ist unglaublich vielseitig. Nicht jeder Boulder verlangt dieselben FĂ€higkeiten von dir – je nach Stil und Ausrichtung sind ganz unterschiedliche körperliche und mentale StĂ€rken gefragt. Manche Boulder testen deine Ausdauer, andere fordern explosive Kraft oder feine Technik. Hier bekommst du einen Überblick, welche Boulderarten es gibt und worauf du dich einstellen kannst:

  • Traversen (SeitwĂ€rtsbewegungen): oft ausdauernd, eher niedriger bewertet

  • Highballs (hohe Boulder): psychisch anspruchsvoll wegen der Höhe

  • Mantle: das Aufrichten auf einem Volumen – technisch trickreich

  • Dynos: Sprünge – explosiv und mental fordernd

  • Slabs: Platten – hier zĂ€hlt Balance statt Kraft

Diese Vielfalt macht das Bouldern spannend – aber auch schwer vergleichbar.

Wie erkenne ich den Schwierigkeitsgrad eines Boulders?

Bevor du ĂŒberhaupt weisst, ob du eine 5c oder eine 7a+ vor dir hast, musst du den Boulder erstmal erkennen bzw. lesen können – und das ist je nach Ort unterschiedlich:

  • In der Halle sind Boulder meist farblich gekennzeichnet. Das bedeutet: Alle Griffe einer Route haben dieselbe Farbe, und an einem kleinen Schild am Einstieg findest du die Bewertung – etwa "Fb 6b+" oder "V4". Manche Hallen nutzen auch ein farbliches Punktesystem oder Zahlen nach Farbe (z. B. blau = mittel, rot = schwer). Das System kann variieren, also lohnt sich ein Blick auf die Legende – besonders wenn du zum ersten Mal in einer Halle kletterst.

  • Draussen am Fels sieht das ganz anders aus. Hier gibt es keine bunten Griffe und meist auch keine Beschilderung. Um Boulderprobleme zu finden, brauchst du entweder einen BoulderfĂŒhrer (Topo) oder eine App. Diese zeigen dir die Linien, Schwierigkeitsgrade und manchmal sogar hilfreiche Kommentare oder Videos.

Gerade draussen ist es wichtig, sich gut vorzubereiten – und Respekt gegenĂŒber Natur, Fels und anderen Sportler:innen zu zeigen.

Warum sich gleiche Grade unterschiedlich anfĂŒhlen können

Du hast eine 6b+ geklettert, aber der nÀchste 6b+ Boulder ist unlösbar? Das kann an verschiedenen Aspekten liegen:

  • Stil der Route: krĂ€ftig vs. technisch

  • Ort: Halle vs. Fels

  • Tagesform: Schlaf, Energie, Motivation

  • Route Setter: jede Boulderroute ist subjektiv geschraubt

  • Grösse und Reichweite: beeinflussen die Bewegungsoptionen

Kurz gesagt: Ein Bouldergrad ist ein Richtwert – aber keine absolute Wahrheit.


Indoor vs. Outdoor: Bewertungsunterschiede

Drinnen oder draussen Bouldern – das ist nicht nur eine Frage des Wetters oder der Location. Auch die Art und Weise, wie ein Boulder bewertet wird, kann sich je nach Umgebung stark unterscheiden. In der Halle profitierst du von klaren Farben, kontrollierter AtmosphĂ€re und gleichmĂ€ssig gesetzten Routen. Draussen wartet hingegen das echte Abenteuer – mit Fels, Wind, Sonne und all seinen Überraschungen. Kein Wunder also, dass sich ein 6a-Problem je nach Ort ganz unterschiedlich anfĂŒhlen kann.

Aspekt

Indoor

Outdoor

Griffe

kĂŒnstlich, klar markiert

natĂŒrlich, teilweise versteckt

Bewertung

oft "freundlich"

teils konservativ

Umgebung

konstant, trocken, klimatisiert

wetterabhÀngig, variabel

Psyche

kalkulierbarer Absprung

Highballs & unvorhersehbare ZĂŒge

Viele Hallen sind kundenfreundlich bewertet – was draussen zu Überraschungen fĂŒhren kann.

[product carousel: crash pads, brushes]

Bewertungssysteme als Orientierungshilfe

Egal ob V5 oder 6c+: Der Schwierigkeitsgrad ist nur ein Teil des Spiels. Entscheidend ist, dass du an deinen Projekten wÀchst, dich herausforderst und Spass hast.

Skalen helfen dir dabei, dein Niveau besser einzuschĂ€tzen, Fortschritte zu sehen und passende Boulder auszuwĂ€hlen. Sie ersetzen aber nicht dein GefĂŒhl fĂŒr die Bewegung – und manchmal zĂ€hlt das persönliche Erfolgserlebnis mehr als jede Zahl.

Also: Schuhe schnĂŒren, Chalkbag greifen und los an die Wand.