Boulder-Schwierigkeitsgrade im Vergleich » Alle Infos
Was macht einen Boulder schwer?
Die Schwierigkeit eines Boulders ergibt sich aus einer Mischung von verschiedenen Faktoren:
Körperkraft und Körperspannung
Technische Anforderungen (z. B. SpruÌnge, Platten, Leisten, Volumen)
Koordination und Bewegungsablauf
Mentale Herausforderung (z.âŻB. Höhe des ersten Griffs oder eine komplexe Lösung)
Aussenbedingungen wie Felsbeschaffenheit, Temperatur oder LichtverhÀltnisse
Beim Bouldern werden keine Kletterseile verwendet â der Weg nach unten bedeutet also fast immer einen Absprung oder Sturz auf ein Crashpad, evtl. kannst du auch abklettern. Umso wichtiger ist es, die Schwierigkeitsgrade richtig einzuschĂ€tzen.
Unterscheiden sich die Schwierigkeitsgrade beim Bouldern und Klettern?
Ja â und zwar deutlich. Auch wenn manche Bewertungssysteme Ă€hnlich aussehen (z.âŻB. die französische Skala beim Sportklettern und die Fontainebleau-Skala beim Bouldern), beschreiben sie völlig unterschiedliche Anforderungen:
Beim Bouldern geht es um kurze, explosive Bewegungsfolgen mit maximaler IntensitÀt. Kraft, Technik und Dynamik stehen im Vordergrund.
Beim Sportklettern musst du ĂŒber lĂ€ngere Strecken am Seil klettern â hier zĂ€hlen vor allem Ausdauer, Taktik und mentale StĂ€rke ĂŒber viele ZĂŒge hinweg.
Eine 7a beim Klettern ist also nicht direkt vergleichbar mit einer 7a beim Bouldern. Die Zahlen sagen in beiden Disziplinen etwas ĂŒber den Schwierigkeitsgrad aus â aber unter völlig unterschiedlichen Voraussetzungen.
Wenn du mehr ĂŒber Schwierigkeitsskalen beim Klettern wissen willst, haben wir die wichtigsten Infos fĂŒr dich aufbereitet.
Ăbliche Boulderskalen
Wenn du anfĂ€ngst, regelmĂ€ssig zu Bouldern, wirst du schnell mit unterschiedlichen Bewertungssystemen konfrontiert â je nachdem, ob du in einer europĂ€ischen Halle, draussen am Fels oder in Ăbersee unterwegs bist. Zwei Skalen haben sich weltweit etabliert: die Fontainebleau-Skala und die V-Skala. Beide haben ihre Eigenheiten, doch das Ziel ist immer dasselbe: den Schwierigkeitsgrad eines Boulders möglichst realistisch einzuordnen.
Die Fontainebleau-Skala: Der europÀische Standard
Die Fontainebleau-Skala (Fb) ist das bekannteste Bewertungssystem in Europa. Sie wurde im gleichnamigen Bouldergebiet in Frankreich entwickelt und gilt heute als internationaler Standard fĂŒr die Bewertung von Boulderproblemen an natĂŒrlichen Felsen â wird aber auch in vielen Hallen verwendet. Sie reicht von 1 (sehr leicht) bis 9a (extrem schwer).
Ab 6a spricht man von fortgeschrittenem Bouldern â hier sind einiges an Technik und Kraft gefragt. Die Schwierigkeit wird dabei mit Buchstaben und optional einem "+" prĂ€zisiert:
Fb-Grad | Beschreibung |
3-4 | Sehr leicht bis leicht |
5a-5c | Einfach bis moderat |
6a-6c+ | FĂŒr Fortgeschrittene |
7a-7c+ | Anspruchsvoll |
8a-9a | Profibereich |
Ein 7a+ ist also schwerer als ein 7a, aber leichter als ein 7b. Was einfach klingt, fĂŒhlt sich je nach Boulderstil ganz unterschiedlich an.
Die V-Skala: Das amerikanische System
In Nordamerika ist die sogenannte V-Skala verbreitet â benannt nach dem Boulderer "Vermin" (John Sherman). Sie startet bei V0 und geht aktuell bis V17.
Im Gegensatz zur Fb-Skala gibt es hier keine Buchstaben oder +-ZusÀtze:
V-Grad | Beschreibung |
V0 | Einfach |
V3 | Fortgeschritten |
V6 | Sehr anspruchsvoll |
V10 | Profi |
V17 | Weltspitze |
Umrechnungstabelle: Fontainebleau vs. V-Skala
Wenn du sowohl in Europa als auch in Nordamerika boulderst â oder einfach neugierig bist, wie sich die Systeme vergleichen lassen â, kann eine Umrechnungstabelle hilfreich sein. Sie gibt dir eine grobe Orientierung, welchen V-Grad du anpeilen kannst, wenn du einen bestimmten Fb-Grad gewohnt bist (oder umgekehrt).
Fb-Grad | V-Grad | Beschreibung |
4 | V0 | AnfÀnger |
5a | V1 | Leicht |
6a | V3 | Fortgeschritten |
6c+ | V5 | Anspruchsvoll |
7b | V8 | Sehr schwer |
8a | V11 | Profi-Level |
9a | V17 | Absolute Weltklasse |
Diese Tabelle hilft dir beim EinschĂ€tzen â sie ist aber keine exakte Wissenschaft.
Der Stil macht den Unterschied: Traverse, Highball und Co.
Bouldern ist unglaublich vielseitig. Nicht jeder Boulder verlangt dieselben FĂ€higkeiten von dir â je nach Stil und Ausrichtung sind ganz unterschiedliche körperliche und mentale StĂ€rken gefragt. Manche Boulder testen deine Ausdauer, andere fordern explosive Kraft oder feine Technik. Hier bekommst du einen Ăberblick, welche Boulderarten es gibt und worauf du dich einstellen kannst:
Traversen (SeitwÀrtsbewegungen): oft ausdauernd, eher niedriger bewertet
Highballs (hohe Boulder): psychisch anspruchsvoll wegen der Höhe
Mantle: das Aufrichten auf einem Volumen â technisch trickreich
Dynos: SpruÌnge â explosiv und mental fordernd
Slabs: Platten â hier zĂ€hlt Balance statt Kraft
Diese Vielfalt macht das Bouldern spannend â aber auch schwer vergleichbar.
Wie erkenne ich den Schwierigkeitsgrad eines Boulders?
Bevor du ĂŒberhaupt weisst, ob du eine 5c oder eine 7a+ vor dir hast, musst du den Boulder erstmal erkennen bzw. lesen können â und das ist je nach Ort unterschiedlich:
In der Halle sind Boulder meist farblich gekennzeichnet. Das bedeutet: Alle Griffe einer Route haben dieselbe Farbe, und an einem kleinen Schild am Einstieg findest du die Bewertung â etwa "Fb 6b+" oder "V4". Manche Hallen nutzen auch ein farbliches Punktesystem oder Zahlen nach Farbe (z. B. blau = mittel, rot = schwer). Das System kann variieren, also lohnt sich ein Blick auf die Legende â besonders wenn du zum ersten Mal in einer Halle kletterst.
Draussen am Fels sieht das ganz anders aus. Hier gibt es keine bunten Griffe und meist auch keine Beschilderung. Um Boulderprobleme zu finden, brauchst du entweder einen BoulderfĂŒhrer (Topo) oder eine App. Diese zeigen dir die Linien, Schwierigkeitsgrade und manchmal sogar hilfreiche Kommentare oder Videos.
Gerade draussen ist es wichtig, sich gut vorzubereiten â und Respekt gegenĂŒber Natur, Fels und anderen Sportler:innen zu zeigen.
Warum sich gleiche Grade unterschiedlich anfĂŒhlen können
Du hast eine 6b+ geklettert, aber der nÀchste 6b+ Boulder ist unlösbar? Das kann an verschiedenen Aspekten liegen:
Stil der Route: krÀftig vs. technisch
Ort: Halle vs. Fels
Tagesform: Schlaf, Energie, Motivation
Route Setter: jede Boulderroute ist subjektiv geschraubt
Grösse und Reichweite: beeinflussen die Bewegungsoptionen
Kurz gesagt: Ein Bouldergrad ist ein Richtwert â aber keine absolute Wahrheit.
Indoor vs. Outdoor: Bewertungsunterschiede
Drinnen oder draussen Bouldern â das ist nicht nur eine Frage des Wetters oder der Location. Auch die Art und Weise, wie ein Boulder bewertet wird, kann sich je nach Umgebung stark unterscheiden. In der Halle profitierst du von klaren Farben, kontrollierter AtmosphĂ€re und gleichmĂ€ssig gesetzten Routen. Draussen wartet hingegen das echte Abenteuer â mit Fels, Wind, Sonne und all seinen Ăberraschungen. Kein Wunder also, dass sich ein 6a-Problem je nach Ort ganz unterschiedlich anfĂŒhlen kann.
Aspekt | Indoor | Outdoor |
Griffe | kĂŒnstlich, klar markiert | natĂŒrlich, teilweise versteckt |
Bewertung | oft "freundlich" | teils konservativ |
Umgebung | konstant, trocken, klimatisiert | wetterabhÀngig, variabel |
Psyche | kalkulierbarer Absprung | Highballs & unvorhersehbare ZĂŒge |
Viele Hallen sind kundenfreundlich bewertet â was draussen zu Ăberraschungen fĂŒhren kann.
[product carousel: crash pads, brushes]
Bewertungssysteme als Orientierungshilfe
Egal ob V5 oder 6c+: Der Schwierigkeitsgrad ist nur ein Teil des Spiels. Entscheidend ist, dass du an deinen Projekten wÀchst, dich herausforderst und Spass hast.
Skalen helfen dir dabei, dein Niveau besser einzuschĂ€tzen, Fortschritte zu sehen und passende Boulder auszuwĂ€hlen. Sie ersetzen aber nicht dein GefĂŒhl fĂŒr die Bewegung â und manchmal zĂ€hlt das persönliche Erfolgserlebnis mehr als jede Zahl.
Also: Schuhe schnĂŒren, Chalkbag greifen und los an die Wand.